Erdberger Geschichte
Die ehemalige Vorstadtgemeinde Erdberg zählt zu den ältesten Ansiedlungen im Raume Wien. Schon im 12. Jh. wird die Ansiedlung urkundlich erwähnt. Dabei findet man meist die Form „Erdpurch“ oder „Ertpurch„. Wie der Name schon andeutet – die Formen Ertpurch, Erpurch, Erdburg, Erdberg variieren im Laufe der Zeit -, ist darunter eine Art von Befestigung zu verstehen, ein Ringwall, der in seiner ersten Einrichtung wahrscheinlich schon bis ins Frühmittelalter zurückreichen dürfte. Zum ersten mal hören wir von der „Ertpurch“ aus den Zwettler Annalen des Jahres 1192 anläßlich der Gefangennahme von Richard Löwenherz.
Der Babenbergerherzog Friedrich II. urkundet öfter in Erdberg, wobei meist die Schreibung „Acta sunt hec in Ertpurch“ anzutreffen ist. Bei den etymologischen Recherchen tauchte eine heute als überholt und widerlegt geltende These auf, wonach der Dorfname sich von „Erdbeere“ ableite. Beigetragen zu dieser Erklärung hatte die Tatsache, daß die Erdbeere ins Wappen der ehemaligen Vorstadt aufgenommen worden war. So wollte man die manchmal anzutreffende Schreibweise „Erdher“ deuten. Die Entkräftung dieser These bringt die Sprachwissenschaft, und die Frage, woher sich der Name dieser Ansiedlung ableiten lässt, kann heute mit Sicherheit beantwortet werden. Das mitelhochdeutsche -berc und -burc wurde zumal in Baiern und Österreich aspiriert gesprochen wie -perch und -purch; hier verdünnte sich das -ch zu -h und verhallte schließlich ganz, sodass man schon im 12. Jh. in österreichischen Ortsnamen auf -berc und -burc der Schreibung -per und -pur begegnet. Daneben ist der Tausch dieser beiden zweiten Teile der Zusammensetzung in Burgnamen ganz gewöhnlich.
Weißgerber Geschichte
Bei weitem nicht so alt wie die Geschichte Erdbergs ist jene der Vorstadt Weißgerber, deren Name erst im 16. Jh. auftaucht. Entstanden war die Vorstadt im überschwemmungs-gefährdeten Rückstaugebiet des Wienflusses durch die Ansiedlung von Flecksiedern, Rot- und Weißgerbern. Die Lederer, Gerber und Flecksieder siedelten ursprünglich vor dem Stubentor gegen die Donau zu und waren, obwohl man sie wegen der Unreinlichkeit ihres Gewerbes in der Stadt nicht duldete, Bürger in der Stadt. Im Jahr 1529 waren während der Türkenbelagerung ihre Häuser großteils zerstört worden.
Ferdinand I. veranlasste, daß die Gerber (auch Irher oder Ircher genannt) ihre Arbeitsstätten am linken Wienufer zwischen Stubentor und Donau über das Wasser an das andere Ufer zu verlegen hätten. Hier hatte sich bereits eine Siedlung, durchwegs aus Gärtnern, Fleischhauern und Darmwäschern bestehend, gebildet, die den Namen „Alttunaw“ führte. Hart an der Donau standen zu jener Zeit die öffentlichen Schlagbrücken der Fleischhauer.
Landstraßer Geschichte
Die Vorstadt Landstraße, die dem späteren dritten Bezirk auch seinen Namen gab, ist nicht nur die flächenmäßig größte der drei ehemaligen Vorstädte, sie hat auch die inhaltsreichste Geschichte. Entwickelt hat sich die Vorstadt Landstraße aus jener Niederlassung, die sich um das früher hier befindliche Frauenkloster St. Nikolai vor dem Stubentor gebildet hatte. In dieser Gegend, wo der Anstieg zur Terrasse des Wientales überwunden ist, entwickelte sich der Altkern des späteren Bezirks. Die Vorstadt wurde ursprünglich, um 1200, „Niklasvorstadt“ genannt, etwa ein Jahrhundert später Landstraße.
Zweifellos trug die Tatsache, daß mit der späteren Landstraßer Hauptstraße und dem Rennweg zwei schon in der Antike geschätzte Verkehrsverbindungen gleichsam vorgezeichnet waren, zur Entscheidung bei, hier eine Niederlassung zu gründen. 1302 taucht in einer Urkunde der Name Landstraße bereits auf. Ein Gut „Wirochperge“ wird hier genannt, wobei damit eine Anhöhe am rechten Ufer des unteren Wienflusses zwischen dem Nikolaikloster und der späteren Weißgerbervorstadt gemeint ist. Die genauere topographische Bezeichnung enthält dann die Passage „in Hirspeunt circa Lantstrazz“. Damit war jene alte, vom Stubentor weg stadtauswärts führende Straße gemeint, deren Name sich davon ableitete, daß sie als Heeres- oder Landstraße direkt nach Ungarn führte. Selbst die Gegend vor dem Stubentor scheint noch im 15. Jh. in den unterschiedlichen Bezeichnungen der Vorstadt auf: Neben „Vor dem Stubentore“ und „Bey St. Nicola“ tritt auch der Name „An der Landstraß“ auf. Die vom Stubentor wegführende Straße teilte sich bei St. Marx (auf diesen Namen kommen wir noch zu sprechen) in zwei Teile.
Strassennamen 1030
„So ist hier wie andernorts
aus den Straßennamen unserer Stadt
Lokal- und Zeitgeschichte zu lernen.“
Historische Landkarten 1706 – 1939
Im 3. Bezirk gibt es über 230 Straßen und Gassen. Dazu kommt noch eine nicht geringe Anzahl von Plätzen und Parks – und alle haben Namen, deren Herkunft bzw. Bedeutung hier kurz erklärt werden soll. Vorerst finden Sie hier nur eine Auswahl.

Bücher über unseren Bezirk
Wirklich berühmt wurde Angelo Soliman (1721-1796) erst nach seinem Tod: als ausgestopfter „“Wilder““, der in der kaiserlichen Naturaliensammlung ausgestellt war. Dabei ist seine Lebensgeschichte an sich faszinierend – es handelt sich um das geglückte Leben eines Migranten, der im Wien des 18. Jahrhunderts Karriere machte. Soliman war der erste nichteuropäische Zuwanderer in Wien, über dessen Leben genug überliefert ist, um ihn als Person zu erschließen. Um 1721 in der Sahelzone geboren, kam er als Sklave nach Sizilien und als Soldat in den Dienst von Fürst Lobkowitz und schließlich nach Wien, wo er beim Fürsten Liechtenstein bis zum Lehrer der Fürstenkinder aufstieg. Er war hochgebildet und als Freimaurer auch Logenbruder von Mozart. Nach orientalischem Geschmack gekleidet, ging er auch bei Hofe ein und aus und war Gesprächspartner von Joseph II. In diesem Buch machen sich renommierte Historiker und Wissenschaftler auf die Suche nach Angelo Soliman als Person und als Mensch im kulturellen Kontext seiner Zeit, und behandeln dabei Themen von Sklavenhandel über die aristokratische Mode der Kaffeemohren, die moralische Wende Aufklärung bis zu kulturellen und rassistischen Stereotypen. Buch ansehen
Das Buch will Ihnen den mit Sehenswürdigkeiten so üppig ausgestatteten Bezirk durch heitere, spannende, mitunter auch berührende Erzählungen, die mit diesen Schauplätzen verbunden sind, näherbringen. Sind Sie je auf einer Sphinx im Belvedere gesessen? Erinnern Sie sich an den ‚Europazug‘? Haben Sie Ihre ersten Eislaufschritte am glänzenden Eis des Wiener Eislaufvereins gemacht und Ihre ersten Tanzschritte etwa am glatten Parkett der Tanschule ‚Fränzel‘? Haben Sie später so manchen Ball in den Sofiensälen besucht oder gehörten Sie sogar dem Eröffnungskomitee an? Kennen Sie das älteste Wirtshaus im ‚Dritten‘ oder wissen Sie, was Richard Löwenherz mit Erdberg verbindet? Das und noch vieles mehr finden Sie zusammengefasst zu einem Bündel Landstraßer Alltagsgeschichten vor historischem Hintergrund in diesem Buch. Buch ansehen
Auf dem „Freythof ausser der Linie“ wurden zwischen 1782 und 1873 zahlreiche Menschen bestattet, denen zumeist ein mühsam errungener sozialer Aufstieg gemeinsam war. Um ihre irdischen Erfolge in der Erinnerung für die Nachwelt zu bewahren, wurden ihnen, bald nach Rücknahme der josephinischen, gleichmacherischen Bestattungsreform, in biedermeierlicher Liebe zur vielfältigen Symbolform, klassizistische oder historistische Grabdenkmäler gewidmet, mit attischen Stelen, trauernden Genien, Urnen, Tränentüchlein und Fackeln, steinernen Palmzweigen und flatternden Schmetterlingen geziert. Unter den rund 6.000 Grabsteinen finden sich Hunderte, die Namen von Künstlern, Wissenschaftlern, Praterleuten und sonstigen Persönlichkeiten tragen, Grabmäler, die dem Besucher von Wiens reicher Vergangenheit, von stolzen und traurigen Lebensschicksalen erzählen. Die weniger Erfolgreichen hingegen kamen, so wollte es die soziale Ordnung jener Zeit, in anonyme Armen- oder Schachtgräber. Der Erfinder Josef Madersperger etwa, oder jener späterhin recht bekannte Komponist, der 1791, mit 35 Jahren, in einem solchen anonymen Schachtgrab beigesetzt wurde, und dessen Reste zehn Jahre später nach Auflassung und Neubelegung des Grabortes hier irgendwo verstreut worden waren: Wolfgang Amadeus Mozart. Buch ansehen